Steigende Schulden und unsichere Märkte: Warum Anleger in Edelmetalle flüchten

Steigende Schulden und unsichere Märkte: Warum Anleger in Edelmetalle flüchten

4.7.2025

Angesichts explodierender Staatsschulden, anhaltender Inflation und immer neuer Eingriffe durch Zentralbanken fragen sich viele von uns: Wie sicher ist unser Geld eigentlich noch? Die Unsicherheit wächst – ebenso wie das Interesse an Edelmetallen wie Gold und Silber.

In der folgenden Analyse werfen wir einen Blick auf die Argumente der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, die das Vertrauen in unser Geldsystem grundlegend infrage stellt. Warum gelten Edelmetalle als Schutz vor stiller Enteignung? Was macht sie gerade in Krisenzeiten so attraktiv? Und wie kann man sich als Anleger gegen die schleichende Entwertung des Geldes absichern?

Der Artikel zeigt, warum Gold und Silber heute mehr denn je als rationaler Ausweg aus einem zunehmend instabilen Finanzsystem betrachtet werden – und was das konkret für uns bedeutet.

Über den Autor:

 

Prof. Dr. Philipp Bagus

Verwaltungsratspräsident
Elementum International AG

 

Prof. Dr. Philipp Bagus ist ein deutscher Ökonom und Professor an der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid.

Er ist Experte für die Österreichische Schule der Volkswirtschaftslehre, Geldtheorie und die Eurozone.

Bekannt wurde er unter anderem durch sein Buch "Die Tragödie des Euro", das die Schwächen des Eurosystems beleuchtet.

Die Weltwirtschaft steht unter wachsendem Stress. Staatsverschuldung auf Rekordniveau, strukturelle Haushaltsdefizite in nahezu allen Industrienationen, geopolitische Spannungen – und eine Zentralbankpolitik, die zwischen Inflationsbekämpfung und Staatsfinanzierung zerrieben wird. In dieser Gemengelage flüchten immer mehr Anleger in Edelmetalle wie Gold und Silber.

Was auf den ersten Blick wie ein Reflex der Angst erscheint, hat tieferliegende Gründe – insbesondere, wenn man sie aus Sicht der Österreichischen Schule der Nationalökonomie betrachtet.

Die große Schuldenblase

 

Seit der Finanzkrise 2008 sind die globalen Schulden nahezu explodiert. Allein die USA verzeichnen inzwischen eine Staatsschuld von über 34 Billionen Dollar, mit einem jährlichen Defizit von fast zwei Billionen. Auch in Europa sieht es nicht besser aus: Frankreich, Italien und selbst Deutschland haben nach der Corona- und Energiekrise das Prinzip solider Haushaltsführung endgültig aufgegeben. Die Politik scheint unfähig oder unwillig, den expansiven Staatsapparat zu begrenzen.

Die Konsequenz: Die Märkte preisen zunehmend ein, dass künftige Konsolidierungen durch Geldentwertung und finanzielle Repression erfolgen werden – nicht durch ehrliche Sparpolitik. Edelmetalle, vor allem Gold und Silber, dienen in diesem Kontext als Fluchtwährung gegen das schleichende Enteignungsinstrument Inflation.

Die Sicht der Österreichischen Schule

 

 

 

 

 

 

Die Österreichische Schule sieht Geld nicht als neutrales Tauschmittel, sondern als zentrales Elemenent der Wirtschaftsrechnung in einer marktwirtschaftlichen Ordnung. Ludwig von Mises und Murray Rothbard betonten stets, dass inflationäres Papiergeld zu systemischen Verzerrungen führt – angefangen bei künstlich niedrigen Zinsen bis hin zu Fehlallokationen von Kapital (Mises: „Malinvestments“) und einer immer größeren Verschuldungsspirale.

In einem Papiergeldsystem ist Verschuldung politisch attraktiv, weil sie – im Gegensatz zur Steuer – weniger unmittelbaren Widerstand hervorruft. Daher werden Kriege auch über die Notenpresse und nicht durch Steuererhöhungen finanziert. Doch diese temporäre „Finanzierungsquelle“ hat einen Preis: sinkendes Vertrauen in die Kaufkraft des Geldes. Anleger, die diese Dynamik verstehen, ziehen daraus Konsequenzen – und suchen Zuflucht in realen Werten.

Gold und Silber: Das Gegengift zur Inflation

 

 

 

Gold und Silber erfüllen in diesem Kontext gleich mehrere Funktionen: Sie sind nicht beliebig vermehrbar, sie sind unabhängig von politischer Willkür, und sie haben sich über Jahrtausende als verlässliches Wertaufbewahrungsmittel bewährt. Die Österreichische Schule betont gerade diesen Aspekt: Wahres Geld ist ein Marktphänomen, kein staatliches Dekret. Und die Geschichte zeigt: Wenn das Vertrauen in die staatliche Währung sinkt, kehrt der Markt freiwillig zu bewährten Geldformen zurück – allen voran Gold und in jüngerer Zeit auch Silber.

In unsicheren Zeiten, in denen Notenbanken ihre Unabhängigkeit verlieren und fiskalische Interessen bedienen, steigen die Opportunitätskosten, Papiergeld zu halten. Wer heute Staatsanleihen kauft, erhält häufig negative Realzinsen – ein sicheres Rezept für Vermögensverlust. Im Gegensatz dazu sind Edelmetalle zwar „zinslos“, bieten aber reale Stabilität.

Finanzielle Repression: Die Unsichtbare Enteignung

 

 

 

 

Ein weiterer Grund für die Edelmetallflucht ist die zunehmende finanzielle Repression. Staaten nutzen gezielt niedrige Zinsen, hohe Inflation und regulatorischen Druck auf Banken und Sparer, um sich ihrer Schuldenlast zu entledigen. Das klassische Sparbuch wird damit zur Falle, die Altersvorsorge entwertet sich still – ohne dass politische Verantwortung übernommen werden muss.

Für Anleger, die sich gegen diese schleichende Enteignung schützen wollen, bleiben nur wenige Alternativen. Edelmetalle gehören dabei zu den wenigen Anlageklassen, die außerhalb des staatlich regulierten Finanzsystems funktionieren – anonym, grenzüberschreitend und physisch verfügbar.

 

Fazit: Das rationale Misstrauen

Die zunehmende Nachfrage nach Gold und Silber ist kein Zeichen irrationaler Panik – sondern Ausdruck eines rationalen Misstrauens gegenüber der geld- und fiskalpolitischen Architektur unserer Zeit. In den Augen der Österreichischen Schule ist dies nicht nur nachvollziehbar, sondern logisch zwingend. Wenn Geld beliebig vermehrt, Schulden grenzenlos aufgehäuft und Märkte permanent verzerrt werden, wird die Rückkehr zu echtem Geld unvermeidlich.

Edelmetalle sind in diesem Sinne kein spekulatives Asset – sie sind eine Rückversicherung gegen ein kriselndes System.
Und je weiter die Politik sich von ökonomischer Vernunft entfernt, desto mehr wird diese Rückversicherung zur strategischen Notwendigkeit.

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